Bidirektionales Laden Bidirektionales Laden Bidirektionales Laden

Bidirektionales Laden

Bidirektional bedeutet „in zwei Richtungen“ oder „in beide Richtungen“. Beim bidirektionalen Laden von Elektro-Autos fließt der Strom also nicht nur von der Energiequelle ins Fahrzeug, sondern auch wieder zurück, beziehungsweise an einen anderen Akteur. Daher spricht man auch von der Vehicle-to-Technologie. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Vehicle-to-Load (V2L), Vehicle-to-Home (V2H), Vehicle-to-Grid (V2G), Vehicle-to-Vehicle (V2V) und Vehicle-to-Everything (V2X).  

Laut Informationen des Umweltbundesamtes werden private Autos täglich durchschnittlich nur eine Stunde bewegt. Das heißt, dass die Fahrzeuge die restliche Zeit über, also 23 Stunden lang, ungenutzt irgendwo parken. Bidirektionales Laden soll ermöglichen, diese Parkzeit sinnvoll zu nutzen.

 

Vehicle-to-Load (V2L)

V2L, auch als V2D (Vehicle-to-Device) bekannt, ist die einfachste und bislang am weitesten verbreitete Variante des bidirektionalen Ladens. Dabei befindet sich im Elektro-Auto eine herkömmliche Schuko-Steckdose – Schuko steht für Schutz-Kontakt, die Stecker und Steckdosen sind vor allem in Europa verbreitet. Daran lassen sich zum Beispiel Haushaltsgeräte wie Wasserkocher und Kaffeemaschinen oder Ladegeräte von Smartphones, Laptops und E-Bikes einfach wie zuhause anschließen.

Das Fahrzeug fungiert quasi als mobile Powerbank. Die Hochvoltbatterie, die auch den Elektro-Motor mit Strom versorgt, wird zum Aufladen oder Betreiben von Geräten genutzt. Damit das funktioniert, muss die gespeicherte Energie von Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt werden. Ist das E-Auto mit der Funktion des bidirektionalen Ladens ausgestattet, läuft die Umwandlung im Fahrzeug ab. Wichtig ist nur, dass die Fahrzeugbatterie ausreichend geladen ist. Liegt der State of Charge (SoC, Ladezustand) unter 20 Prozent, funktioniert die Stromversorgung externer Geräte nämlich nicht.

 

Vehicle-to-Home (V2H)

Um V2H nutzen zu können, wird eine eigene Wallbox benötigt. Wer ein Elektro-Auto besitzt, hat zuhause in den meisten Fällen ohnehin eine solche installiert. Das Gerät muss allerdings für bidirektionales Laden ausgerüstet sein.

Das bedeutet konkret, dass die Wallbox nicht nur über einen Gleichrichter verfügen muss, der den Wechselstrom (AC) aus dem Stromnetz in Gleichstrom (DC), den das Fahrzeug benötigt, umwandelt. Sie muss auch einen Wechselrichter beinhalten, der umgekehrt wieder Wechselstrom erzeugt. Ist das der Fall, gibt das Fahrzeug Strom zum Eigenbedarf an das Hausnetz ab, wenn es an der Wallbox angeschlossen ist.

Wer beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach hat, kann sein V2H-fähiges Elektro-Auto als externen Stromspeicher nutzen, der den überschüssigen Strom aus der PV-Anlage speichert und bei Bedarf zurückgibt – oder bei Stromausfällen sogar als Notversorgung dient. Das ermöglicht mehr Unabhängigkeit vom Stromversorger und maximiert die Autarkie. Dazu muss das Haus aber auch über ein intelligentes Energiemanagement (HEMS, Home Energy Management System) verfügen, das erfasst, wann wie viel Strom verbraucht wird und wie viel Strom aus der PV-Anlage verfügbar ist.

 

Vehicle-to-Grid (V2G)

Die V2G-Technik ist deutlich anspruchsvoller als V2L. Denn bei dieser Art des bidirektionalen Ladens wird der im Akku des E-Autos gespeicherte Strom nicht nur in das Hausnetz, sondern ins öffentliche Netz eingespeist. Viele Fahrzeuge, die V2G-fähig sind, könnten so gemeinsam die Energieversorgung stabilisieren. So könnten Nutzer nicht nur ihre Stromkosten reduzieren, sondern sich die Rückspeisung auch noch finanziell vergüten lassen.

 

Vehicle-to-Vehicle (V2V)

Wie es der Name bereits vermuten lässt, beschreibt V2V das Laden eines anderen Fahrzeugs mit dem gespeicherten Strom aus der Batterie des Elektro-Autos. Dazu müssen allerdings beide Autos V2V-komatibel sein.

 

Vehicle-to-Everything (V2X)

Unter V2X versteht man die Gesamtheit aller Möglichkeiten des bidirektionalen Ladens.

 

Was spricht gegen bidirektionales Laden, beziehungsweise welche Nachteile hat es?

Noch gibt es einige offene Baustellen in Bezug auf bidirektionales Laden. Die liegen bei den Autoherstellern, den Stromversorgern und beim Gesetzgeber. Aktuell sind noch nicht allzu viele Fahrzeuge auf dem Markt, die technisch in der Lage sind, bidirektional zu laden. Auch viele Wallboxen sind bislang nicht mit einem Wechselrichter ausgestattet, der den Gleichstrom aus dem E-Auto in Wechselstrom umwandelt, der für den Betrieb von zum Beispiel technischen Geräten benötigt wird.

Darüber hinaus ist die Lebensdauer von Fahrzeugbatterien neben anderen Faktoren abhängig von der Anzahl an Ladezyklen. Häufigeres Laden und Entladen, was bei V2X ja der Fall ist, lässt den Akku schneller altern und wirkt sich negativ auf dessen Kapazität aus. Teilweise ist es sogar so, dass die Garantie auf die Batterie erlischt, wenn sie für V2H genutzt wird.

Zudem müssen von der Politik noch finanzielle Hürden aus dem Weg geschafft werden. Denn wer V2G nutzen will, dem droht eine Doppelbesteuerung: bei der Einspeisung ins Netz und der Nutzung des Stroms, also bei Verkauf und Kauf.

 

Welche Autos sind für bidirektionales Laden geeignet?

Die Liste an Fahrzeugen, die aktuell schon bidirektional laden können, ist überschaubar (Stand Mai 2025). Hier eine Auswahl. 

Ausgestattet mit einem Schuko-Stecker, sind die Modelle des chinesischen Herstellers BYD in der Lage, bidirektional zu laden. Über die V2L-Funktion verfügen Atto 2, Han, Tang, Dolphin, Seal, Seal U und Sealion 7. Der BYD Atto 3 kann darüber hinaus sogar für V2H genutzt werden und ist für V2G vorbereitet.

Letzteres trifft auch auf den Cupra Born zu, der bislang V2H-fähig ist. Die Elektro-Modelle von Hyundai und MG sind ebenfalls mit der V2L-Technik ausgestattet. Und Skoda Elroq, Epiq und Enyaq sowie die ID.-Reihe von Volkswagen (ID.3, ID.4, ID.5, ID.7, ID.Buzz) können aktuell das Eigenheim mit Strom versorgen (V2H) und sind bereit für V2G.

 

Welche Wallbox ist für bidirektionales Laden geeignet?

Das Angebot für bidirektionale Wallboxen ist nicht riesig, aber es gibt eine Auswahl. Dazu gehören unter anderen die openWB Pro, der Smartfox Pro Charger 2, das Sigen EV DC Charging Modul von Sigenergy, der bidirektionale ID. Charger von VW und die Sono Wallbox. Preislich liegen die Geräte etwa zwischen 1.200 und 2.000 Euro.

Synonyme: V2L, V2H, V2G, V2V, V2X
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