In einem Mildhybrid-Fahrzeug gehen ein Verbrennungsmotor und ein Elektromotor quasi eine Symbiose ein. Die Basis bildet dabei der herkömmliche Antrieb, während ihm ein kleiner elektrischer Motor unterstützend zur Seite steht – etwa beim Anfahren oder Überholen. Das hat zur positiven Folge, dass der Verbrauch gesenkt und die Effizienz gesteigert wird, ohne Komplexität und Kosten in die Höhe schießen zu lassen.
In einem Mildhybrid-System, MHEV (Mild Hybrid Electric Vehicle) genannt, wirken klassischerweise drei Komponenten zusammen: ein kleiner elektrischer Generator, eine kleine Lithium-Ionen-Batterie und ein herkömmlicher Verbrennungsmotor, also Benziner oder Diesel.
Die zusätzliche Elektromaschine kann wie zum Beispiel bei Audi als Nebenaggregat mit Riemenantrieb (Riemen-Startgenerator, RSG) fungieren. Dann übernimmt sie sowohl den Platz als auch die Aufgaben der Lichtmaschine und wird – wie es der Name bereits vermuten lässt – mit einem Riemen mit der Kurbelwelle verbunden. Sie kann aber auch direkt an der Kurbelwelle sitzen, wie es beispielsweise bei Mercedes der Fall ist (integrierter Startgenerator, ISG). Wirkungsweise und Nutzen sind aber in beiden Fällen gleich.
Während bei reinen Verbrennermotoren die Bewegungsenergie beim Bremsen als Wärme verloren geht, macht sich der Mildhybrid diese zunutze. Und zwar indem der Elektromotor die Bewegungsenergie aufnimmt, sie in elektrischen Strom umwandelt und an die Batterie weiterleitet. Die meisten Mildhybride basieren auf einem 48-Volt-Bordnetz.
Welche Vorteile haben Mildhybride?
Einige. Ein Überblick:
- Die Batterien müssen beim Mildhybrid nicht extern geladen werden, weil der Strom ausschließlich durch die Rückgewinnung der Energie (Rekuperation) und den Motorbetrieb entsteht. Somit haben Angst vor Reichweitenproblemen und Sorge um die Ladeinfrastruktur keinerlei Daseinsberechtigung. Daher eignen sich Mildhybride hervorragend als Einstieg in die Elektromobilität.
- Der Spritverbrauch wird gesenkt und somit die Effizienz gesteigert. Je nach Modell und Fahrweise können mit einem Mildhybrid 5 bis 15 Prozent Benzin oder Diesel gegenüber reinen Verbrennungsmotoren eingespart werden.
- Der Elektromotor unterstützt beim Anfahren, indem er zum Beispiel Start-Stopp-Systeme optimiert. Der Motor startet deutlich schneller und ruckelfreier.
- Beim Anfahren, vor allem aber beim Überholen, verleiht der Elektromotor dem Fahrzeug einen zusätzlichen Schub. Mildhybride können auf bis zu 12 kW (16 PS) zusätzlich zurückgreifen.
- Durch die größere Batterie kann zum Beispiel die Klimaanlage auch bei ausgeschaltetem Motor am Laufen gehalten werden.
- In einigen Modellen wird mit dem Elektro-System die Karosserie stabilisiert und somit die Fahrsicherheit erhöht. Das kommt vor allem größeren SUVs bei Kurvenfahrten zugute.
- Das Fahrerlebnis unterscheidet sich kaum von dem bei herkömmlichen Verbrennern – zumal viele Mildhybride im Gegensatz zu Vollhybriden oder Elektroautos mit manuellem Getriebe erhältlich sind.
- Auch Hersteller profitieren von Mildhybrid-Systemen, da diese leichter in Verbrennerplattformen integrierbar sind.
Haben Mildhybride auch Nachteile?
Wenige. Diese bewegen sich lediglich auf der finanziellen Ebene. Zum einen sind Mildhybrid-Fahrzeuge in der Anschaffung meist teurer als reine Verbrenner – allerdings günstiger als andere Hybrid-Autos oder Elektro-Autos. Zum anderen ist aufgrund der komplexeren Technik mit etwas höheren Wartungs- und Reparaturkosten zu rechnen.
Was ist der Unterschied von Mildhybrid zu Vollhybrid beziehungsweise anderen (teil-)elektrischen Antrieben?
Ein Mildhybrid-Fahrzeug kann sich nicht allein aus der Kraft des Elektromotors fortbewegen. Die E-Maschine leistet meist zwischen 5 und 15 kW, die kleine Batterie verfügt über eine Kapazität von 0,5 bis 1 kWh, die Kosten sind vergleichsweise gering.
Ein Vollhybrid ist in der Lage, Kurzstrecken von zwei bis drei Kilometern rein elektrisch zu fahren. Sein Elektromotor leistet 40 bis 60 kW, preislich ist er etwas höher angesiedelt.
Plug-in-Hybride können meist etwa 30 bis 100 Kilometer rein elektrisch fahren. Sie sind mit einem bis zu 100 kW starken E-Antrieb ausgestattet, verfügen über eine Batterie mit 10 bis 20 kWh, sind aber recht teuer.
Elektroautos sind ausschließlich elektrisch unterwegs. Ihre Motoren leisten 100 kW und mehr und ihre Batterien 40 bis über 100 kWh. Preislich bewegen sie sich auf einem hohen Niveau.
Für wen eignet sich ein Mildhybrid?
Für Leute, die neu in die Elektromobilität einsteigen möchten. Weil Mildhybride nicht extern geladen werden müssen, fällt eine große Hürde weg. Zudem sind sie deutlich kostengünstiger als Voll- und Plug-in-Hybride oder reine Elektroautos. Und: Sie bringen noch einige Charakteristiken von herkömmlichen Verbrennern mit, weisen gleichzeitig aber auch Vorteile von elektrischen Modellen auf.
Ist ein Mildhybrid für Kurzstrecken geeignet?
Auf jeden Fall. Der Elektromotor profiziert ja gerade von niedriger Geschwindigkeit und dem Bremsen im Stadtverkehr. Dann setzt die Rekuperation ein und dann trägt die E-Maschine zur Entlastung des Verbrenners und somit zum senken des Kraftstoffverbrauchs bei.
Wie lange hält eine Mildhybrid-Batterie?
Das unterscheidet sich je nach Nutzung, Pflege und Fahrweise. Der Richtwert für die Lebensdauer von Mildhybrid-Batterien liegt bei etwa acht bis zehn Jahren oder 130.000 bis 160.000 Kilometern.
Kann ein Mildhybrid ein E-Kennzeichen bekommen?
Mildhybride sind in Deutschland nicht für ein E-Kennzeichen berechtigt. E-Kennzeichen erhalten nur Fahrzeuge, die von außen aufladbar sind. Da sich Mildhybride nur selbst aufladen, entfallen die Vorteile, die ein E-Kennzeichen mit sich bringt – darunter das Parken auf Elektro-Parkplätzen, generell teilweise vergünstigtes Parken oder etwa die Mitnutzung von Bus- oder Taxispuren.
Gibt es einen Steuervorteil für Mildhybride?
Eine staatliche Förderung für Mildhybrid-Fahrzeuge gibt es seit dem 1. Januar 2023 nicht mehr. Da die Höhe der zu zahlenden Steuern aber an den CO2-Emissionen gemessen wird, und diese bei Mildhybriden etwas geringer als bei herkömmlichen Verbrennern ausfallen, sind Mildhybride etwas günstiger.