Wer heutzutage ein Auto kaufen möchte, der kommt an diesen vier Buchstaben nicht vorbei: WLTP. Wofür sie stehen, wie realistisch die Angaben sind und wie der Wert berechnet wird – hier finden Sie die Antworten.
Für was steht WLTP?
WLTP ist die Abkürzung für Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure. Es ist also ein weltweit vereinheitlichtes Prüfverfahren für Personenkraftwagen zur Bestimmung von Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen. Seit September 2018 gilt es für alle Neuwagen in der EU und ermöglicht einen leichteren Vergleich der verschiedenen Modelle bezüglich ihrer Verbrauchs- und Emissionswerte und ein besseres Abschätzen der etwaigen Energiekosten vor dem Kauf.
Zuvor bildete das NEFZ-Verfahren den Standard. Der Neue Europäische Fahrzyklus wurde 1992 eingeführt und galt EU-weit. Da dieser aber in der Kritik stand, weil die damit gemessenen Werte zu weit von der Realität abwichen, wurde das WLTP entwickelt.
Was ist der Unterschied zwischen NEFZ und WLTP?
Beide Prüfverfahren finden beziehungsweise fanden unter Laborbedingungen statt. Allerdings war der Neue Europäische Fahrzyklus weniger streng als das WLTP. Das WLTP dauert mit 30 Minuten nicht nur zehn Minuten länger und beläuft sich mit 23,25 Kilometern auf die doppelte Fahrstrecke – es werden auch verschiedene realistische Verkehrssituationen sowie weitere Faktoren berücksichtigt. Der NEFZ war unter anderem deshalb nicht mehr zeitgemäß, da die Fahrzeuge mit der Zeit über immer mehr Sonderausstattungen verfügten und sich der Fahrstil verändert hat. Die gemessenen Fahrmanöver waren sehr einfach und wenig dynamisch. Zudem konnte der NEFZ technologischen Entwicklungen wie Start-Stopp-Systemen oder Hybridantrieben nicht mehr gerecht werden.
Wie berechnet man den WLTP-Wert?
Bei dem seit 2018 geltenden Prüfverfahren werden unterschiedliche Situationen im Straßenverkehr simuliert, darunter Fahrten im Stadtverkehr, auf der Landstraße und der Autobahn. Demnach fließen Verbrauchswerte bei verschiedenen Geschwindigkeiten ein – bis maximal 130 km/h.
Außerdem spielt die Umgebungstemperatur mit herein. Während beim NEFZ bei 20 bis 30 Grad gemessen wurde, finden nun Messungen bei zwei festgelegten Temperaturen statt: Bei 23 Grad und in Europa zusätzlich bei 14 Grad, der Durchschnittstemperatur auf diesem Kontinent.
Auch das Fahrzeuggewicht wird beachtet. In diesem Zusammenhang wird ein Blick auf die Sonderausstattung geworfen, die sich auf das Gewicht auswirkt. Während das beim NEFZ gar keine Rolle spielte, finden die Prüfungen nun stets an vollausgestatteten Fahrzeugen statt.
Zu den WLTP-Parametern zählen darüber hinaus der Reifendruck und der Fahrwiderstand.
Getestet wird in drei Zyklen, den Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Cycles, kurz WLTC. Herangezogen werden reale Fahrdaten aus 14 Ländern, untersucht werden alle pro Modell verfügbaren Kombinationen von Motoren und Getrieben.
Wie realistisch ist das WLTP?
Im Vergleich zum NEFZ ist das WLTP deutlich realitätsnäher, da mehrere reale Faktoren einbezogen werden. Zu 100 Prozent davon ausgehen, dass die gemessenen Verbrauchs- und CO2-Emissionswerte denen entsprechen, die am Ende tatsächlich ausgestoßen werden, lässt sich allerdings nicht. Denn: Manche Faktoren sind zu individuell, als dass sie genau berücksichtigt werden könnten.
Das ist zum einen der individuelle Fahrstil. Allein dieser kann bei den Werten laut ADAC Differenzen von bis zu 20 Prozent bewirken. Auch die individuelle Beladung führt zu Unterschieden beim Verbrauch. Zudem beeinflussen zum Beispiel eine eingeschaltete Sitzheizung oder Klimaanlage die Ergebnisse. Getestet wird übrigens, wenn diese Energieschlucker ausgeschaltet sind.
Wirkt sich der WLTP-Wert auf die Steuer aus?
Ja. Weil sich die Kfz-Steuer an den CO2-Emissionen orientiert. Weil das WLTP strenger als das NEFZ ist, demnach meist höhere Werte liefert, können die Steuern im Vergleich zur Zeit des abgelösten Prüfverfahrens höher ausfallen.
Was ist das RDE-Verfahren?
Das RDE-Verfahren – RDE steht für Real Driving Emissions – ergänzt und überprüft das WLTP. Damit wird der Schadstoffausstoß ermittelt – und zwar direkt am Auspuff.
Ein Abgasgerät (PEMS, Portable Emissions Measurement System) misst die Partikelzahl und Stickoxidkonzentration bei Beschleunigungen, Steigungen, hohen Geschwindigkeiten und im Stop-and-Go-Betrieb. Indem das Fahrzeug auf freier Strecke beschleunigt und abgebremst wird, wird auch hierbei das Fahren im Stadtverkehr sowie auf Landstraßen und Autobahnen simuliert.
Der RDE-Test ist auf eine Dauer von 90 bis 120 Minuten festgelegt. Die Ergebnisse werden mit den Laborwerten, die beim WLTP entstehen, abgeglichen und so reale Werte ermittelt. Seit September 2019 ist das Verfahren für alle Neuzulassungen vorgeschrieben.
Und wofür steht CLTC?
CLTC steht für China Light-Duty Vehicle Test Cycle, den sogenannten China-Zyklus. Obwohl das WLTP weltweit vereinheitlicht ist, hat China ein eigenes Prüfverfahren entwickelt, das von der Regierung entwickelt wurde und auf den typischen chinesischen Fahrer abgestimmt ist – für weniger Abhängigkeit von europäischen Standards.
Wer sich für ein Auto eines chinesischen Herstellers interessiert, das (noch) nicht auf dem europäischen Markt erhältlich ist, stößt ziemlich wahrscheinlich auf den CLTC. Er basiert auf dem drei Jahre lang überwachten Fahrverhalten von 5.000 Fahrzeugen. Der Test dauert zwar ebenfalls 30 Minuten, hat aber andere Bestandteile als das WLTP – und liefert auch deutlich abweichende Werte.
Die Verbrauchs- und Emissionswerte werden anhand elf kurzer Fahrten ermittelt: sieben mit niedriger Geschwindigkeit, drei mit mittlerer und eine mit der höchsten (maximal 114 km/h). Dazu kommen zwölf Segmente im Leerlauf. Der CLTC enthält also deutlich mehr Phasen, in denen gar nicht oder nur sehr langsam gefahren wird. Zudem ist die Höchstgeschwindigkeit 16 km/h niedriger und beispielsweise der Autobahnanteil ist sehr gering. So liegen die Angaben, die anhand des CLTC vorgenommen werden, meist deutlich unter denen des WLTP, die ermittelten Reichweiten dagegen weitaus höher.