Seit 1679
Die Geschichte des historischen Messinghofs
Erfahren Sie mehr über die bis ins Jahr 1679 zurückreichende Geschichte des Messinghofs im Kasseler Stadtteil Bettenhausen – von seinen Anfängen als Kupfer- und Messingschmiede über die aufwendige Restauration durch die Familie Glinicke zwischen 2012 und 2019 bis zum heutigen Veranstaltungsort mit besonderem Flair.




Wiege des Herkules
Die Anfänge
Der Messinghof wurde 1679 im Auftrag von Landgraf Karl auf dem Gelände der ehemaligen Faustmühle in Kassel-Bettenhausen errichtet – südwestlich des kleinen Flüsschens Losse. Die Losse versorgte die Wasserräder im Mühlenkanal.
Damals gab es nur das Hammerwerk mit der Gießerei. Das waren zwei längliche zweigeschossige Gebäude. Der Hammerflügel befand sich direkt neben der Losse, gegenüber der Gießereiflügel mit seinen drei Schmelzöfen, in denen Bleche, Drähte und Fertigwaren hergestellt wurden.
Hinter dem Gießereiflügel steht das Kutscherhaus. Das Backsteinhaus ist ein gründerzeitliches Dienstgebäude, das heute als Bürogebäude für die Glinicke Dienstleistungs GmbH dient. An die westliche Hofmauer schließt sich das Torhaus an, das vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammt und im 19. Jahrhundert ein Fachwerkobergeschoss erhielt.
Damals wurde im Messinghof Heeresausrüstung gefertigt. 1717 vollendete der Augsburger Goldschmied Johann Jacob Anthoni hier die Herkules-Statue für den Bergpark Wilhelmshöhe – die älteste Großstatue in Leichtbauweise. Der Messinghof ist eine der ältesten und geschichtsträchtigsten Manufakturen Hessens und das älteste Industriedenkmal der Region.




Wechselnde Besitzer
Die Privatisierung
Nach der Annexion des Kurfürstentums Hessen durch Preußen im Jahr 1866 wurden die bis dahin staatlichen Mühlen an der Losse 1869 privatisiert. Die Firma Lieberg & Co. erwarb Messinghof und Kupferhammer – zunächst geführt von Wolf Lieberg, später von seinen Söhnen Carl und Moritz Lieberg und ab 1927 von seinem Enkel Wilhelm Lieberg. Die Manufaktur war im 19. Jahrhundert in erster Linie Zulieferbetrieb für die Maschinenbauindustrie und die Eisenbahn.
Nach 1933 wurde die jüdische Familie Lieberg von den Nationalsozialisten enteignet. Der Messinghof ging an die Firma Imfeld & Co. über. Die Firma fertigte zunächst Waschkessel und später Heizöltanks. Nachdem das Unternehmen 1975 Konkurs angemeldet hatte, wechselte der Messinghof daraufhin mehrfach den Besitzer.




300 Jahre Metallverarbeitung
Das Ende einer Ära
Mit dem Unternehmenskonkurs der hessischen Metallfabrik Imfeld & Co. im Jahr 1975 endete eine fast 300-jährige Geschichte der Metallverarbeitung im Messinghof. In den 1980er-Jahren gab es hier ein alternatives Wohn- und Kulturprojekt. Im Messinghof war auch das Punklabel „Iron Curtain Records“ angesiedelt. Viele ehemalige Mitglieder sind bis heute noch immer als Musiker, Künstler oder in den Medien tätig.
Die frühere Gießerei mit einer etwa 14 Meter hohen Esse, drei Schmelzöfen, das Torhaus und die Remise können noch besichtigt werden. Der ehemalige Hammerflügel wurde 1965 abgerissen, da der Dachstuhl nach einem Bombenanschlag während des Zweiten Weltkriegs ausgebrannt war.




Geschenk von Peter Glinicke
Der neue Glanz
2012 gelangte der Messinghof durch den Kasseler Autohändler Peter Glinicke, der die Geschäftsführung des Familienunternehmens 1968 übernahm und im Oktober 2021 im Alter von 88 Jahren starb, in den Besitz der Familie Glinicke. Peter Glinicke sanierte das historische Denkmal aufwendig mit dem Ziel, das einzigartige nordhessische Industriegebäude mit großer historischer Tragweite zu erhalten.
Unter anderem wurden bis Mitte 2013 das Torhaus und die historische Hofanlage wiederhergestellt, 2015 wurde begonnen, den Gießereiflügen zu sanieren und das komplette Dach samt Dachstuhl zu erneuern. Anfang 2019 waren die Restaurationsarbeiten abgeschlossen. Zur Eröffnung des Messinghofs als Veranstaltungsort sagte Peter Glinicke: „Die Restaurierung des Messinghofs ist mein Geschenk an die Menschen dieser Stadt.“
Mittlerweile erstrahlt der Messinghof in neuem Glanz. Er ist ein Ort für Hochzeiten und Events geworden, wird für Tagungen genutzt und bietet zugleich immer wieder eine Bühne für die Fahrzeuge aus dem Glinicke-Portfolio.
Impressionen
Aus der Vergangenheit




















Historisches Gemäuer
Das Äußere des Messinghofs heute


















Funktional mit Flair
Das Innere des Messinghofs heute

















































