Gelebte Inklusion im Autohaus

Ein zehnjähriges Mitarbeiter-Jubiläum ist immer etwas Besonderes. Im Fall von Daniel Krause ist es aber mehr als besonders, es ist außergewöhnlich. Denn der 29-Jährige ist beeinträchtigt, er arbeitet in der Werkstatt des Autohauses Stöber in Bad Sooden-Allendorf.

Auf Initiative von Andrea Stöber vom Verwaltungsrat von Werraland-Lebenswelt, der Organisation für Menschen mit Beeinträchtigungen im Werra-Meißner-Kreis, und dem damaligen Werraland-Vorstand Gerd Hoßbach, war Daniel Krause damals zu dem Autohaus gekommen.

„Daniel hat als schüchterner junger Mann bei uns angefangen, mit wenig Selbstvertrauen und großen Zweifeln, ob er es als beeinträchtigter Mensch überhaupt schaffen kann, hier zu arbeiten“, erinnern sich Geschäftsführer Torsten Stöber und seine Frau Andrea. Jetzt, zu Krauses zehnjährigem Jubiläum, steht fest: Er hat es geschafft. „Aus Daniel ist ein selbstbewusster Mann und ein zuverlässiger, fleißiger Mitarbeiter geworden, der bei uns einen super Job macht“, sagt Torsten Stöber.

„Hier habe ich meinen Platz und meinen Wunschberuf gefunden“, sagt Daniel Krause. Dass die Integration des Jubilars nach anfänglichen Schwierigkeiten eine solche Entwicklung genommen hat, ist ein Verdienst mehrerer Akteure und der Kooperation des Autohauses Stöber und der Werraland-Lebenswelten. „Wir standen besonders zu Beginn im ständigen Austausch, begleiteten und unterstützten Daniel“, sagt Julia Weber, Fachkraft für berufliche Integration der Werraland-Lebenswelten.

Das Sozialunternehmen sei immer auf der Suche nach heimischen Unternehmen, die bereit sind, Menschen mit Beeinträchtigungen einen sogenannten Außenarbeitsplatz zur Verfügung zu stellen, wirft Pressesprecher Lars Winter ein. „ Über das Budget für Arbeit, einen betriebsintegrierten Beschäftigungsplatz oder Praktika – da gibt es viele Möglichkeiten“, ergänzt Julia Weber.

Mehr als 40 Menschen, die einst in der Werkstatt am Hessenring in Eschwege tätig waren, arbeiten aktuell in Unternehmen der Region. Ein zehnjähriges Jubiläum ist bisher nur einem gelungen: Daniel Krause.

Mit einem beeinträchtigten Menschen zusammenzuarbeiten, sei für alle Mitarbeiter damals Neuland gewesen, erinnert sich Torsten Baum, Assistent der Geschäftsführung im Autohaus Stöber. „Das ganze Team hat ein Bewusstsein für das Thema Inklusion bekommen und die Kultur in unserem Unternehmen konnte sich sozial entwickeln“, sagt Andrea Stöber.

Einem Mitarbeiter wird dabei ein Extra-Lob zuteil, sein Verdienst an der Entwicklung von Daniel Krause sei enorm: Björn Schindewolf. Der langjährige Mitarbeiter des Autohauses hat die innerbetriebliche Patenschaft für Krause übernommen. Schindewolf ist Mentor, Anleiter und Kollege zugleich. „Aus dem ängstlichen Jungen ist ein toller Kollege geworden, auf den ich mich zu 100 Prozent verlassen kann“, sagt Björn Schindewolf.

Gemeinsam sind die beiden die Zuständigen für die Fahrzeugaufbereitung. „Eine hohe Verantwortung, denn Björn und Daniel sind die letzten Mitarbeiter der Werkstatt, die an den Fahrzeugen arbeiten, bevor sie zurück zum Kunden gehen“, sagt Torsten Baum.

Wie sehr Daniel Krause gereift ist, zeigen auch seine Leistungen außerhalb des Berufs. Nicht nur, dass der Witzenhäuser jetzt in seiner eigenen Wohnung lebt, er hat auch seinen Führerschein gemacht. Und das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. „Daniel hat Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, also haben wir eine Fahrschule gesucht, wo er die theoretische Prüfung audiovisuell absolvieren konnte“, sagt Andrea Stöber. „Und die Jungs haben mit ihm das Fahren hier auf dem Gelände geübt“, fügt Torsten Stöber hinzu.

All das zeigt: Daniel Krause ist in der Autohaus-Familie längst angekommen.